Wohin mit der Geschichte?

Deutschland, Dänemark | 2020 | 60 Minuten

Where to with History

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Stadtarchitektur und der Einstellung ihrer Bewohner:innen? „Wohin mit der Geschichte?“ erzählt Dresden als Beispiel städtebaulicher Rekonstruktionsversuche.

Jeden Montag prallen zwei Realitäten auf dramatische Weise aufeinander, wenn die Pegida-Bewegung sich abends vor den pittoresken wiederhergestellten barocken Kulissen der Dresdener Innenstadt trifft, um gegen Ausländer*innen, Geflüchtete, die Politik und Medien zu demonstrieren. Aber stehen diese zwei Realitäten wirklich im Widerspruch zueinander oder herrscht eine Verbindung? Hat der Versuch, das, was 1945 verloren gegangen war, architektonisch wiederherzustellen, dazu beigetragen, die politischen Geister aus jener Zeit zu wecken?

Dresden gilt seit seiner Zerstörung im Februar 1945 weltweit als Symbol für die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Hier materialisieren sich die Fragen nach Schuld und Opferrolle des Krieges und auch die DDR-Zeit mit ihren städtebaulichen Hinterlassenschaften ist nach wie vor ein wichtiges Thema. Gleichzeitig galt die Stadt lange als Beispiel für eine gelungene Wiedervereinigung. Mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche und nun des Neumarkts hat Dresden auch im wirtschaftlichen Sinne eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen, die an die Vision der »blühenden Landschaften« von Altkanzler Kohl erinnert.

Irgendetwas jedoch scheint fehlgeschlagen zu sein. Denn in den letzten Jahren hat Dresden einen markanten Rechtsruck erlebt, am deutlichsten verkörpert und gefördert durch die Pegida-Bewegung und auch erkennbar in der Popularität, die die AfD aktuell genießt. Dies wirft die Frage nach einem möglichen Zusammenhang auf: Haben die städtebaulichen Rekonstruktionsarbeiten als Heilungsversuch den Opfermythos in der Stadt nur verstärkt und somit den Weg für eine Bewegung wie Pegida bereitet?

Durch Interviews mit Protagonist*innen aus Stadtplanung und Politik geht der Film dieser These nach, dabei will er in erster Linie nicht beurteilen, sondern vielmehr neue Sichtweisen und Perspektiven aufzeigen, wie das städtebaulichen Dilemma und die damit verbundenen verhärteten Positionen aufgelöst werden könnten.

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Credits

Buch & Regie: Hans Christian Post
Produzent: Hans Christian Post und Michael Truckenbrodt
Kamera: Uwe Bohrer und Hans Christian Post
Schnitt: Karoline Schulz
Musik: A.S., Humanfobia / Naimi, The Implicit Order, Kristian Due Marstal, Material Action, Meklabor Mutate, Total E.T., Xxixi

Produktion: Post Behrens Produktion und TIME PRINTS
Förderung & Partner: Danish Arts Foundation, Dreyers Fond, Nanne de Ru, Cees van Oord, Pia & Govert van Oord, Hendrik Jan de Ru